Ein Stück Trimbacher Geschichte


Historischer Standort der Trimbacher Gipsmühle (1795 bis 1863)

Dieser Standort wird am 28. November 1793 erstmals urkundlich in einem Schreiben des Vogts von Gösgen an den Rat in Solothurn erwähnt. Darin bittet Jakob Rhym um eine Bewilligung auf seinem Bifang unweit seines Wohnhauses – dem heutigen Meierhof - am Dorfbach eine Gipsstampfe zu errichten.


Ausschnitt aus dem Vogtschreiben vom 28.11.1793                                                                                             (Staatsarchiv Solothurn)

"Euer Gnaden lasst Jacob Rhym von Trimbach in aller unterthanigkeit vortragen, wie dass Er in seinem Beyfang im Dorf unweit von seinem Haus auf eigenem Land am Dorfbach eine Gibsstampfe zu errichten gesinnet wäre, so zwar, dass Er mit ….“

Trotz diverser Einsprachen erteilte der Rat am 28. April 1794 die Bewilligung zur Errichtung und Betriebs einer Gipsmühle gegen einen jährlichen Wasserzins von 5 Pfund mit der Auflage, dass die Wasserzufuhr zur Dorfmühle in Trimbach zu keiner Zeit geschmälert werde, sowie für den Transport der Gipssteine die vorhandene Bachstrasse (heutiger Miesernweg) benützt werden müsse, damit das Land der Einsprecher nicht geschädigt werde.

1795 wird die Gipsmühle dann durch Jacob Rhym errichtet, nachdem er von der Gemeinde das benötigte Holz dazu erhalten hatte.

Vor der Erfindung des Kunstdüngers (um 1840) wurde Gipsmehl – sogenannter Mattengips - zum Düngen der Felder verwendet.
Die Gipssteine wurden vom Horn (1.4km in südwestlicher Richtung) herunter geholt.
Von diesem Gipssteinbruch sind heute keine Spuren mehr zu erkennen, allerdings lassen sich noch heute Gipssteine im betreffenden Gelände (Privatgrundstück!) finden.

 
Die Gipssteine wurden zuerst in einem Ofen gebrannt, um ihnen das Wasser zu entziehen und sie brüchig zu machen:


Gipsbrennhaus                                                          (Quelle: Internet)

Danach wurden sie mit Stampfhämmern (daher auch der Name Gipsstampfe) zerkleinert und mit Mühlsteinen – gleich dem Korn – gemahlen.
Alles angetrieben durch ein Wasserrad.
Sollte der Gips zum Bauen oder Modellieren verwendet werden, musste er dann nochmals im Ofen gebrannt werden.
Zum Versand wurde er in Fässer abgefüllt.


Ausschnitt aus dem ersten Grundbuch von Trimbach von 1825                                                                                                            (Staatsarchiv Solothurn)

Nr. 625. Hofstättli nebst Gipsmühle-Gebäude
….. hierauf steht Nr. 108. eine Gipsmühle samt Brennhaus ......


Die folgende Karte von 1841 zeigt die Gipsmühle mit dem Brennhaus, sowie den Meierhof.
Die Eisenbahnlinie gab es noch nicht und der Miesernbach hatte noch seinen ursprünglichen Verlauf:


Auch der Dorfbach hatte einen anderen Verlauf. Auf der Höhe der Gipsmühle machte er einen Bogen. Heute ist dieser kurze Abschnitt begradigt.
Auf dem Kartenausschnitt weiter unten ist der heutige wie auch der damalige Verlauf sichtbar.

Anhand der obigen Karte kann man sich die Mühle in etwa so vorstellen:


Bildherkunft Deutschland – im Besitz des Verfassers – Maler und Alter unbekannt

Die Gipsmühle wechselte mehrmals den Besitzer bis sie 1863 abgebrochen wurde.
Der grosse Nussbaum im Garten markiert den historischen Standort der Gipsmühle.

Der Miesernweg hiess im Volksmund zur damaligen Zeit entsprechend der Gipsstampfe „Stampfigass“.


Bleicherei der Familie Studer 1851 bis 1884

Das Wohnhaus am Miesernweg 56 in Trimbach wurde 1851 von Josef Studer gebaut und als Bleichhaus für die Textil-Bleiche im Familienbetrieb bis 1884 unterhalten.
Wohnhaft war die Familie im Meierhof.

Gebleicht wurden Tücher, um ihnen ein reinweisses Aussehen zu verleihen.

Zu einer Bleiche gehörte das Bleichhaus, das wegen des hohen Wasserverbrauchs nahe am Wasser gelegen sein musste und viele Grünflächen, die sogenannten Bleichmatten.

Im Bleichhaus wurden die Tücher in grossen Kupferkesseln in reiner Holzaschenlauge gekocht, um damit die gröbsten Verunreinigungen zu entfernen.
Dann folgte das Feinwaschen in Sodalauge.
Zum eigentlichen Bleichen wurden die Tücher danach in Chlorkalkbäder eingelegt.
Anschliessend wurden sie auf den Bleichmatten (heutiges Golfplatzareal) für 3 bis 5 Tage ausgelegt.


Bild einer Bleicherei um 1880 in Wuppertal/D                     (Quelle: Internet)

Dieser Vorgang wird als Rasenbleiche bezeichnet. Die von den Gräsern abgegebene Feuchtigkeit verbindet sich dabei mit der Luft und bildet eine geringe Menge Wasserstoffperoxyd, welches die Tücher zusätzlich ausbleichte.

Dazu mussten sie mit einer Wasserwurfkelle - der sogenannten "Güte" - ständig feucht gehalten und damit sie nicht anfaulen, regelmässig gewendet werden. Abschliessend wurden die Tücher wieder ins Bleichhaus gebracht, nochmals sorgfältig gewaschen und dann im Dachgeschoss zum Trocknen aufgehängt.


Bleicher um 1890 mit der typischen Wasserwurfkelle         (Quelle:  Internet)


Die Rasenbleiche auf den Bleichmatten.                  (Quelle: Internet)


Noch heute erinnern vielerorts Strassennamen an den Ort der Bleichen und Bleichmatten, so z.B. die Bleichmattstrasse in Olten.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die im Familienbetrieb geführten Rasenbleichen durch die grossen Fabriken der Chemiebleichen (Schnellbleichen) immer mehr verdrängt.

 
Im Januar 1884 nach dem Tod des letzten Bleichers Moritz Studer wurde die Bleiche versteigert und vom damaligen Käufer in ein Wohnhaus umgebaut.
Ein zur Bleiche gehörendes Magazin (siehe Karte unten) wurde um 1890 abgebrochen.
Der Scheunenanbau stammt aus dem Jahr 1955.


Kartenausschnitt  einer Signalkarte der SBB von ca. 1880                                                                                                     (Gemeindearchiv Trimbach)

Die Karte zeigt das um 1890 abgebrochene Magazin mit einer V-förmigen Mauer, deren Sinn bis dato unbekannt ist.
Ebenfalls kann man den ehemaligen Dorfbachverlauf erkennen. Er entsprach der gebogenen Grundstücksgrenze der Nr. 533.
Wann er begradigt wurde, konnte nicht herausgefunden werden.

2007 wurde die Liegenschaft von den heutigen Besitzern gekauft.
Seither wurden in aufwändiger Renovationsarbeit die historischen Gebäudeteile des Bleichhaus freigelegt, fachgerecht renoviert und erhalten.
Gleichzeitig wurden hunderte von Stunden in das Studium erhaltener Dokumente über die Gipsmühle und die Bleiche investiert.
Diese gaben Aufschluss über die jeweiligen Besitzverhältnisse und das Leben und Arbeiten in der damaligen Zeit.
Diese Original Dokumente befinden sich mehrheitlich im Staatsarchiv in Solothurn, einige im Gemeindearchiv Trimbach und können bei Interesse bald auf dieser Homepage eingesehen werden.

 
Trimbach, 2009      Matthias Thoma